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Die
Audiotechnik hat die Türen geöffnet, hinter denen Musik
jahrhundertelang einem exklusiven Publikum vorbehalten war und sie
hat einmalige Künstler sowie Sternstunden der Musikgeschichte davor
bewahrt, vergessen zu werden.
Die
HiFi-Technik hat darüber hinaus die Wiedergabe vom Odium einer klanglich minderen
Tonkonserve befreit.
Mit
ihr haben Musiker die Freiheit, Interpretationen anders zu gestalten,
als es durch die räumliche Anordnung von Orchester und Publikum
in einem Konzertsaal vorgegeben ist und der Zuhörer hat Zugang zu
unterschiedlichen Interpretationen in einem deutlich erweiterten
Repertoire.
So
ist ein eigenständiges Medium entstanden, als eine Kulturtechnik, die mehr kann, als
Livekonzerte abzubilden und weder Konkurrenz noch Ersatz zum Konzert
ist. Es ist heute der erste und wichtigste Zugang zu Musik und wie
der Buchdruck oder die Filmkunst längst selbst zu einem bestimmenden
Teil der Kultur geworden. (Der Pianist Glenn Gould z.B hatte
öffentliche Aufführungen ganz eingestellt, um nur noch im
Tonstudio arbeiten zu können. Nach seiner Ansicht dient die
öffentliche Zurschaustellung von Solisten nicht vorrangig der
Musik.)
Hierzulande wird HiFi als "Unterhaltungselektronik"
zum Zeitvertreib angesehen (Unwort "Beschallung"). So konnte sich
in Deutschland nach der Zeit der "Musiktruhen" und neben Soundsystemen
im Auto keine
HiFi-Kultur entwickeln. HiFi will Zeit
aber nicht vertreiben, sondern mit Inhalt füllen.
Als
Aufzeichnung von Konzerten wie auch als Kunstform ist HiFi eine
Vision. Profan betrachtet ist "Stereo" eine akustische
Täuschung, eine "fehlerfreie" Wiedergabe nicht
möglich und HiFi unnötig. Als Vision ist die HiFi-Idee aber
gerade
der Gegenentwurf zum Profanen und zum "Fluch der
Mittelmäßigkeit" (Tucholsky). Musik kann nur Menschen
erreichen, bei denen ihre Klänge auch ankommen und wer die
Ambitionen aufgibt, verliert die Ziele.
Auch
bei der Wiedergabe hängen Medium und Inhalt stark voneinander ab und
können sich gegenseitig bereichern. Wie wir mit dem Medium umgehen,
zeigt auch den Grad der Wertschätzung für seine Inhalte und
Anerkennung der Leistungen von Instrumentenbauern und Musikern.
Speicherung
und Verteilung von Musik sind heute meist digital. Hier soll die
Digitaltechnik aber die Inhalte nicht filtern oder ändern, sondern
speichern und transportieren. High fidelity kann unsere analoge Medienkompetenz
stärken im wörtlichen Sinn von "analog" als einer inhaltlichen
Entsprechung (z.B. mit der Realität). HiFi ist ein
kleines Beispiel für die große Frage nach Authentizität oder
"Fake".
Um
eine vernünftige HiFi-Anlage zu kaufen und zu benutzen, muss
man kein Ingenieur oder Technikliebhaber sein. Es kann auch
Laien Spaß machen, sich mit Akustik und Elektronik zu beschäftigen.
Es gibt nämlich keine (gar wertende) Trennung zwischen
"geistiger", "musischer" und "technischer"
Bildung. Es gibt allenfalls eine Trennung zwischen universeller
Neugier und allgemeinem Desinteresse. Dabei
ist Aufgeschlossenheit für ein paar grundlegende technische
Zusammenhänge auch ein persönlicher Gewinn. Eigenes Wissen war noch
nie ein Nachteil und kann auch die Qualiät der Kommunikation mit Ratgebern verbessern.
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