Wenn
eine Kurve nur eine Kurve ist, wozu werden dann Frequenzen,
Magnituden und Phasen diskutiert? Ganz einfach: Ingenieure brauchen
diese Begriffe, um analysieren und rechnen zu können.
Dazu
wird der serielle Datenstrom mathematisch in seine sinusförmigen
Bestandteile zerlegt ("Spektralanalyse", "Fourier-Transformation"). Diese Ebene wird
dann "Frequenzbereich" genannt und dort können
Übertragungsfunktionen bestimmt, Filter und Regelkreise
dimensioniert und Diagramme geschrieben werden.
Fachbegriffe haben dort technische Bedeutungen und dienen
wie "Abkürzungen" der Kommunikation unter Fachleuten. Ihre
Bedeutung weicht oft vom umgangssprachlichen Gebrauch
ab. (Beispiele "Gruppenlaufzeit", "Dynamik",
"Klirren", "Linearität"). Vom fachlichen Kontext
befreit und rhetorisch benutzt, um Kompetenz zu zeigen oder bei
Laien Werturteile zu suggerieren, sind sie wertlos oder irreführend.
Um
HiFi zu hören, braucht man die Fachsprache der Signalverarbeitung
nicht zu lernen, und mancher, der "Dezibel" misst oder
"Dämpfung" einfach als Zahl in eine Formel einsetzt, weiß nicht, was
er da tatsächlich tut.
Natürlich
schadet es nicht, auch als Laie ein paar grundlegende Begriffe zu kennen (z.B.
"harmonische Verzerrungen" oder "Intermodulation")
und ernsthafte Fachleute werden sie auch gerne erklären. Es spricht
aber nichts dagegen, die Fachsprache ganz den Fachleuten zu
überlassen. Man verschwendet dann auch keine Zeit mit
unnötigen oder unsinnigen Begriffen wie "Sprungantwort",
"Stromreinigung", "Gegenkopplungsverzerrungen" oder "Vorausregelung".
Bei
Lautsprechern gibt es noch eine Besonderheit: Sobald aus dem
elektrischen Signal wieder Schall geworden ist, geht es mehr um Wellenlängen
als um Frequenzen. Und im dreidimensionalen
Raum nützt es wenig, eine eindimensionale Übertragungsstrecke zu
messen (oder gar zu korrigieren), wenn z.B. eine Resonanz nicht von
einer Interferenz zu unterscheiden ist. (Themenkompex
"Raumkorrektur")
In
Hunderten von Messkurven wird es gerade für Fachleute schwierig, die
Ergebnisse im Frequenzbereich mit den Ursachen im Zeitbereich zu
korrelieren. Diagramme im Frequenzbereich sind wie Statistiken in Wirtschaft oder Politik:
Aufschlussreich, aber nicht hinreichend und hilfreich besonders bei
sinnvollem Gebrauch.
Am
Ende machen Fachleute das gleiche, was jeder HiFi-Hörer kann:
Einfach in Ruhe und unbefangen hören, ob die Wiedergabe klar und
sauber oder ob sie verwaschen und verfärbt ist. Manchmal haben
technische Laien dabei sogar den Vorteil, nicht ihre Messkurven durch
Höreindrücke "verifizieren" zu müssen.
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